Was macht eigentlich die “Theaterinitiative” e.V. (T.I.) ?

Ein Beitrag von Stefan Zimmermann, 1. Vorsitzender der T.I., Regisseur sowie Gründer und Geschäftsführer der a.gon Theater GmbH

“Die Theaterinitiative” wurde am 12. Juli 2010 in Fulda gegründet
und am 02.12. 2010 als rechtsfähiger Verein im Vereinsregister
München eingetragen. Zu den Gründungsmitgliedern zählten damals sowohl
Theaterproduzenten als auch Städte mit Theatergastspielbetrieb.
Unter den Gründungsmitgliedern fanden sich das Theater a.d.
Ruhr, Jürgen Eick vom Theater Ansbach, Peter Gestwa (damals
Kulturamt Cuxhaven), theaterlust, das Theater Poetenpack und
das a.gon Theater. Später folgten die Kunstgesellschaft Thun, das
Theater in Kempten, die Moreth-Company und bis vor kurzem
Anita Bader und zeitweise das Theater Hameln (vertreten durch
Dorothee Starke).

Gemeinsam war allen das Bedürfnis nach fachlichem Austausch
innerhalb der Branche und der Wunsch, dass Anbieter und
Abnehmer kommunizieren, um sich gegen den schleichenden
Kulturmittel-Abbau argumentativ oder durch bestimmte Aktionen
bzw. Aktivitäten zu stärken. Wie sollten die Kultur-Verantwortlichen
den Einsparungen in ihrer Stadt begegnen? Angesichts der immer
schlechter werdenden Finanzlage mancher Städte wurde und wird
der Rotsift oft bei der Kultur angesetzt. Die Gründer der
Theaterinitiative wollten dem entgegen wirken. Sie waren auch der
Meinung, dass die öffentliche Wahrnehmung ihrer Arbeit bei Politik
und Medien gegen Null tendierte. Die Sache der kommunalen
Kulturarbeit “in der Fläche” bedarf einer breiten Unterstützung und
großer Anstrengung, um sie vor schleichenden Veränderungen zu
schützen, an deren Ende oft der Tod des künstlerisch und
inhaltlich qualifizierten Theaterprogramms steht.

Das größte Problem zeigte sich schon nach kurzer Zeit: wie kann
die T.I. ihre spannenden Vorhaben überhaupt umsetzen und
verbreiten? Am 13.11. 2013 war es soweit: Die T.I. wurde Initiator
und offizielles Mitglied im Entwicklungs-Team des aus Mitteln der
Bundesregierung siebenstellig geförderten eKulturPortals. Die
Stadt Unterschleißheim, die Uni Regensburg, das a.gon Theater
und die eKultur GmbH waren die anderen Mitglieder. Assoziierte
Partner waren: Die Stadt Solingen, das Stadeum, die Stadt
Waldkraiburg, theaterlust und einzelne Künstler*innen sowie das
Kreativteam München. 2015 bis 2018 folgten zahlreiche meetings
und workshops, es wurden in Betrieben und Kulturämtern live
Momentaufnahmen gemacht, wir trafen uns in Potsdam,
Regensburg, Solingen, München, Unterschleißheim oder im
Ministerium in Berlin. Die T.I. veranstaltete workshops und brütete
über den inhaltlichen, technischen und rechtlichen Anforderungen
der Knowledge Base. Insgesamt sind bis heute mehr als 30.000
qualifizierte Arbeitsstunden aller in das Projekt geflossen,
eingeschlossen natürlich die Portalbereiche Programmmanager
und Wissensmanagement. Heute sind wir soweit und ein wichtiges
Ziel des Vereins ist erfüllt: mit dem eKultur-Portal / der Knowledge
Base haben wir ein Instrument, das mit Branchenwissen entwickelt
wurde – aus der Kultur für die Kultur. Mit diesem leicht zu
bedienenden Instrument können ab sofort alle Branchen-
Teilnehmer Erfahrungen, Informationen und Wissen austauschen.
Es ist ein großes soziales Medium der Kultur- und
Gastspielbranche entstanden, das die Partizipation aller Beteiligter
ermöglicht. Ob für Anbieter oder Abhnehmer, ob für Privat-, Stadtoder
Landestheater, für große Betriebe oder Einzelkünstler, für
Autoren, Verlage, Kulturämter, Vereine, Verbände oder Techniker.

Dem Bund war es förderungswürdig, dass auch die Kultur-Branche
mit Schwerpunkt Gastspielmarkt ein eigenes Portal erhält, das in
seiner Funktion weit über die Möglichkeiten einer Datenbank
hinaus reicht. Die Bundesregierung hielt die Antragsteller für
befähigt, die siebenstelligen Projektmittel kompetent einzusetzen
und zum Erfolg zu bringen. Das eKulturPortal ist eine Einladung,
Branchenwissen verfügbar zu machen und aus den
Arbeitsprozessen heraus aktiv die Kollaboration in der Branche zu
fördern. Die T.I. trägt damit zur Stärkung der Gemeinschaft bei. Die Teilhabe von Wissen fördert jeden Einzelnen, jede Organisation und ganze Branchen.

Zudem veranstaltet die T.I. seit dem Herbst 2017 kulturpolitische
Gesprächsrunden mit Politikern. Gäste waren u.a. bisher die
Oppositionsführerin im Bayer. Landtag, Katharina Schulze MdL,
der Parlamentarischer Geschäftsführer Volkmar Halbleib MdL ,die
Landesvorsitzende der SPD, Natascha Kohnen MdL oder Kathrin
Habenschaden, OB-Kandidatin und heutige 2. Bürgermeisterin in
München.

Ein kulturpolitisches Ziel der T.I. ist die staatliche Förderung auch
nicht-institutioneller Organisationen, die als Partner der
Kommunen einen wesentlichen Beitrag für deren Kulturprogramm
leisten. Qualifizierte Theaterarbeit ist aufwändig. Die T.I. macht auf
die sich verändernden Produktions- und
Durchführungsbedingungen aufmerksam und steht weiter für einen
regen Austausch aller, die zusammen die Kultur in der Fläche
prägen. Die T.I. ist als Anbietergruppe bei der INTHEGA
akkreditiert.

Gerade in den unsicheren Zeiten der Corona-Krise ist die T.I. ein
wichtiges Sprachrohr ihrer Mitglieder (Veranstalter und
Theaterproduzenten). Die T.I. hat sich an den bayerischen
Staatsminister Bernd Sibler gewendet und fordert, dass
Theaterproduzenten, die ausschließlich für kommunal beauftragte
Gastspiele produzieren, auch unter den “Rettungsschirm
Privattheater” genommen werden. Die kulturelle Grundversorgung
der Fläche muss auch für Bund und Länder ein wichtiges Anliegen
werden. Die Kommunen und die Produzenten in der Krise allein zu
lassen, würde im Ergebnis eine Schwächung des Kultur- und
Bildungsauftrages abseits der Metropolen bedeuten. Die T.I.
versucht, bei den politischen Entscheidungsträgern
Aufmerksamkeit für die Theatergastspiele im Auftrag der
Kommunen zu erhalten. Eine vielversprechende Rückmeldung
kam aktuell von dem bayerischen Landtagsabgeordneten und
Mitglied des Ältestenrates des Bayerischen Landtags, Herrn
Volkmar Halbleib MdL, der das Anliegen der T.I. unterstützt. Die
Antwort des Staatsinisterium für Wissenschaft und Kunst steht
noch aus.