„Bühnen brauchen … Unterstützung“

Foto: Rob Laughter / unsplash.com

„Es geht um Kunst!“ lautete das Motto der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins, die vom 1. bis 3. Juni 2023 in Koblenz stattfand.

Theater öffnen Räume, in denen wir aus der Vielfalt unserer Gesellschaft heraus eine bessere Zukunft mit künstlerischen Mitteln denken und spielen können. Angesichts der aktuellen Krisen brauchen die Bühnen aber auch gesellschaftliche Unterstützung. Dies sagte Dr. Carsten Brosda, Präsident des Deutschen Bühnenvereins anlässlich der Tagung.

Im Theater über Dinge sprechen, die heute wichtig sind

Eröffnet wurde die Jahreshauptversammlung in diesem Jahr durch einen Impuls von Stijn Devillé, Regisseur, Dramatiker und Intendant am Het Nieuwstedelijk, Leuven, Hasselt, Genk zur Kraft der Darstellenden Künste. „Mein Standpunkt ist, dass wir im Theater am liebsten über Dinge sprechen sollten, die heute wichtig sind. Was uns alle gemeinsam betrifft, hier und jetzt. Für mich kann es im Theater und in der Kunst im Allgemeinen nie zu sehr um die Gegenwart gehen. Oder um morgen“, sagte Devillé in seinem Vortrag.

Im Rahmen eines Workshops zum Wertebasierten Verhaltenskodex stellte Devillé außerdem das von ihm und seinem Team entwickelte „ABC – Handbuch zur Selbststeuerung“ vor. Ausgehend von seinen Thesen diskutierten die Teilnehmenden, ob der Gedanke der Selbststeuerung auch für deutsche Bühnen ein Instrument zur Implementierung gemeinsamer Werte und zur Entwicklung einer neuen, zukunftsweisenden Organisationskultur sein sollte.

Neue Verbindungen mit den Zuschauer:innen eingehen

Als zentrale Aufgabe für die Zukunft, insbesondere in Zeiten schwieriger und sich ändernder Rahmenbedingungen wurde neue Verbindungen mit den Zuschauer:innen thematisiert. Erst im Mai startete der Bühnenverein das Audience-Projekt NEW ALLIANCE. Im Frühjahr 2024 soll eine bundesweite Marktstudie und Besucher:innenbefragung weitere Erkenntnisse und Strategien liefern. Claudia Schmitz, Geschäftsführende Direktorin des Bühnenvereins: „Im Rahmen des Projekts beschäftigen wir uns damit, was Menschen bewegt, in ein Theater oder ein Konzerthaus zu gehen, welche Erwartungen sich mit dem Besuch verbinden und welchen Einfluss die aktuellen Krisen unserer Zeit auf das Besuchsverhalten haben. Unser Ziel ist es, bestehende Allianzen zu festigen oder zu verbessern und neue Allianzen zu schmieden.“

Zukunftsperspektiven für das Arbeiten am Theater

Weitere Themen der Jahreshauptversammlung waren die Auswirkungen des Tarifabschlusses der Kommunen auf die Bühnen sowie die veränderten Anforderungen an die Beschäftigungsbedingungen für die künstlerisch Beschäftigten.

Im Fokus der Tagung standen auch die Zukunftsperspektiven künstlerischer Ausbildung und die Sicht der Studierenden auf die künstlerischen Prozesse. Dazu berichteten Impulsgeber:innen über die Integration von Absolvent:innen am Theater und den Übergang vom Studium ins Berufsleben. Ziel ist es, aus dem Prozess Thesen und Vorschläge für ein Arbeitspapier des Bühnenvereins zu entwickeln.

Überdies wurde das von der Intendant:innengruppe und dem dramaturgie-netzwerk entwickelte Phasenmodell zur Intendanzfindung von den Vertreter:innen der Rechtsträger diskutiert und weiterentwickelt. Leitungswechsel sind Schlüsselvorgänge für die zielgerichtete Transformation an den Bühnen. Sie sind Prozesse der Organisations- und Personalentwicklung, bei denen es neben inhaltlichen Konzepten auch um kulturpolitische und wirtschaftliche Aspekte geht. Mit dem Phasenmodell werden die Akteur:innen bei der Konzeption und Umsetzung zeitgemäßer Findungsprozesse unterstützt. Die Gruppe der Rechtsträger wird das Phasenmodell in den nächsten Monaten weiterbearbeiten, um es dann ins Präsidium zur Beschlussfassung zu bringen.

Nachhaltigkeit und Digitalisierung dürfen nicht fehlen

Weitere Schwerpunktthemen waren das ökologisch nachhaltigere Produzieren mit Konzepten für Wiederverwertbarkeit im Theater- und Orchesterbetrieb sowie die Digitalisierung im Kontext des Projektes Datenraum Kultur, bei dem die Chancen und Anwendungsmöglichkeiten durch den Einsatz maschinenlesbarer Spielpläne für die Bühnen diskutiert wurden. Der Datenraum Kultur ist eines von 18 Leuchtturmprojekten der Digitalstrategie der Bundesregierung. Der Deutsche Bühnenverein steuert einen der bislang vier Use Cases: „Smarte Theaterdienste”.