Foto: Daniel Dittus
Die erstmals genreübergreifend durchgeführte Festivalstudie liefert wertvolle Einblicke in Struktur, Finanzierung und Bedeutung der rund 1.800 Musikfestivals in Deutschland. Allerdings ist zu beachten: Nur etwas mehr als ein Drittel (36,2 Prozent) aller Festivals hat tatsächlich an der Befragung teilgenommen. Die Ergebnisse zeigen also wichtige Tendenzen, spiegeln aber nicht die gesamte Szene vollständig wider und können nur mit Einschränkung als repräsentativ für die äußerst heterogene Szene der Musikfestivals gelten.
Mehr Stabilität, mehr Förderung: Klassikfestivals im Vorteil
Die Angaben, die in der Studie Klassik- und Neue-Musik-Festivals zugeschrieben werden, zeichnen folgendes Bild:
Stabilere Finanzen: Klassikfestivals erzielen im Schnitt eher ausgeglichene Haushalte. Rund 40 Prozent ihres Budgets stammen aus öffentlicher Förderung, zusätzlich spielen private Mäzene und Stiftungen eine wichtige Rolle. Damit unterscheiden sie sich deutlich von Popularmusikfestivals, die stärker marktorientiert und risikobehaftet agieren.
Höhere Honoraranteile: Bei Klassikfestivals fließen fast die Hälfte der Ausgaben (48 Prozent) direkt in Künstler:innenhonorare – ein deutlich höherer Anteil als bei den meisten anderen Genres.
Optimistischere Perspektive: 82 Prozent der Klassikfestivals rechnen mit einer sicheren Fortführung, während Popularmusik- und Jazzfestivals ihre Zukunft weit skeptischer einschätzen.
Nachhaltigkeit und Diversität: Klassikfestivals zeigen sich bei ökologischen Maßnahmen engagiert, sind aber bei Fragen von Diversität und Geschlechtergerechtigkeit noch zurückhaltender als andere Genres.
Ehrenamt: Auch in der Klassik spielt freiwilliges Engagement eine tragende Rolle, wenn auch etwas seltener als bei Popularmusikfestivals.
Vor dem Hintergrund, dass die erhaltenen Informationen lediglich die Situation einer Minderheit der Festivals wiedergeben, ergeben sich Hinweise auf Handlungsfelder: Klassik- und Neue-Musik-Festivals verfügen im Vergleich über stabilere Strukturen und Zukunftsaussichten. Zugleich wird sichtbar, dass Fragen von Diversität, Teilhabe und nachhaltiger Finanzierung weiterhin zentrale Herausforderungen bleiben.