Opern-Highlight aus Finnland – Eine erfrischende Antwort auf den Corona-Blues – auch für Streaming-Fans geeignet

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Mit der Inszenierung Covid fan tutte greift die Finnish National Opera Mozarts klassische Oper satirisch wieder auf und adaptiert deren Handlung auf die Erfahrungen Finnlands während der Coronavirus-Krise.

Die Inszenierung der Finnish National Opera wirft alle Skrupel hinsichtlich Werktreue über Bord und aktualisiert Così fan tutte radikal. Ohnehin ist die Vorstellung von einem originalen, authentischen Kunstwerk eine moderne Erfindung. Zur Zeit Mozarts schreckten die Interpreten nicht davor zurück, Opern zu verändern, Arien zu tauschen, langweilige oder technisch anspruchsvolle Abschnitte zu überspringen und das Libretto zu retuschieren.

Die Entscheidung, Così fan tutte als komprimierte Neuauflage aufzuführen, war von strategischer Bedeutung. Die Oper kann mit einem kleinen Orchester und ohne Chor aufgeführt werden. Distanz kann dabei leicht eingehalten werden. Aus der Nummernoper mit einzelnen Musikstücken lassen sich zudem Arien gezielt herauspicken.

„Wir machen uns nicht über die Tragödie und Krise von Covid-19 lustig. Die Arbeit erzählt einfach von der Realität, in der wir leben‟, stellt Komponist und Chefdirigent des Philharmonia Orchestra in London Esa-Pekka Salonen klar. Bei Ausbruch der Pandemie flog er in seine Heimatstadt Helsinki, wo er das Projekt mit der finnischen Sopranistin Karita Mattila erarbeitete. „Der Oper als Genre wird oft vorgeworfen, nicht in der heutigen Zeit zu leben und nicht auf aktuelle Themen zu reagieren. Dieses Werk beschäftigt sich nun mit unserer Zeit und unseren Menschen‟.

Covid fan tutte ist in weniger als sechs Monaten anstatt der üblichen mehreren Jahre, die man für die Aufführung einer neuen Oper benötigt, entstanden. Das Libretto wurde von der Librettistin Minna Lindgren für die Inszenierung völlig umgeschrieben. Lindgren: „Schon Mozart wusste, dass der Impresario, der hinter der Tür rast, die beste Inspiration eines Künstlers ist‟.

„Ich glaube, wir werden über unsere gemeinsamen Erlebnisse lachen oder zumindest lächeln können, wenn wir sehen, wie gut sie mit Mozarts Musik zusammenpassen. In dieser Oper geht es nicht um eine schwere Krankheit, um die Ängste der Menschen oder gar um den Tod. Ich hoffe, dass der einzigartige Zauber von Mozarts Oper uns alle dazu bringen kann, innezuhalten und uns an einer einfachen Geschichte zu erfreuen, die in Musik umgesetzt wurde“, resummiert Lindgren.

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