Spectyou bittet zur Kasse

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Die Streaming-Plattform Spectyou bietet seit fast einem Jahr Theatervideos und Live-Übertragungen aus Theatern und Veranstaltungsstätten im deutschsprachigen Raum. Über 4.000 Theaterfans, Theater, Gruppen und Einzelkünstler haben sich laut Information der Plattform-Betreiber seit dem Start registriert. Was für den Zuschauer bisher kostenfrei war, soll nun bezahlt werden. Wer seine Videos bei Spectyou hochlädt, kann sogar mitverdienen.

Flexible Eintrittspreise für Online-Vorstellungen

Mit der Einführung einer Pay-Wall und eines flexiblen Preissystems erweitert der Dienst nun nach eigenen Angaben sein Angebot. Jeder Uploader definiert selbst einen Mindestbetrag für den gewünschten Ticketpreis pro Video oder Stream. Für sogenannte Katalogvideos, die langfristig auf Spectyou bereitgestellt werden, beträgt der Mindestpreis immer 3 Euro. Zuschauer können dann in der Regel selbst entscheiden, ob sie diesen Mindestbetrag, den Normalpreis oder aus Solidarität einen höheren Betrag zahlen möchten. Jeder Zuschauer bestimmt also eigenständig, wie viel ihm das Online-Theatererlebnis wert ist. Zudem können Fans ihr Theater oder ihre Gruppe unterstützen. Denn die sollen an den Einnahmen beteiligt werden.

Einnahmen durch Theater-Streaming

Ein Fünftel der Einnahmen mit Katalogvideos will Spectyou an die Uploader ausschütten. Upload, Hosting, etc. sind dabei kostenfrei. Neben Katalogvideos sind weitere Formate möglich. Das Spektrum reicht von Limited Streams, die für einen festgelegten Zeitraum zu sehen sind (meist 24 oder 48 Stunden) über Live-Streams von Premieren bis zu hybriden Formaten und anderen Online-Performances. Die Angebotspalette ist so vielfältig wie die Theater, Gruppen und Einzelkünstler, die ihre Videos hochladen. Für Live- sowie Limited Streams berechnet Spectyou allerdings Bereitstellungskosten. Zudem erhebt Spectyou eine Gebühr pro Ticket. Den überwiegenden Anteil der Einnahmen will die Plattform aber an die Theater weiterleiten.

Mehr als nur Streaming-Plattform

Spectyou versteht sich aber nicht als bloße Streaming-Plattform. Hier sollen sich Theater und Künstler unkompliziert international mit ihren Produktionen präsentieren können. Das Angebot besteht aus Live-Streams und Aufzeichnungen deutschsprachiger Theaterstücke, klassischer und zeitgenössischer Tanz-Aufführungen und Performances in voller Länge. Ganz gleich, ob freie Szene, Stadt- oder Staatstheater oder Format an der Schnittstelle zwischen Digitalität und Theater.

Zu jeder präsentierten Videoproduktion will Spectyou Informationen zur Besetzung liefern und die Inhalte mit den Profilen der Theaterschaffenden sowie weiteren Informationen verknüpfen. Nach und nach soll immer mehr Zusatzmaterial rund um die Inszenierungen hinzukommen, wie zum Beispiel Programmhefte, Audio- oder Video-Einführungen, Interviews oder Backstage-Bilder.

Ziel ist es, über eine große Zahl an Aufzeichnungen des deutschsprachigen Theaters die theaterwissenschaftliche Arbeit zu erleichtern und Vergleiche von Regiehandschriften sowie präzise Aufführungsanalysen zu ermöglich. Das umfassende digitale Aufführungsarchiv bietet dazu den Zugang zu Produktionen, auch wenn ein Theaterbesuch nicht möglich ist.  Dies geht bis hin zur Präsentation von studentischen Arbeiten, von Abschluss-Inszenierungen und den Profilen von Nachwuchskünstlern. Eine der großen Visionen der Initiatorin Elisabeth Caeser ist es, Vorsprechen über die Plattform ortsunabhängig zu organisieren und Entscheidern ein größeres Spektrum aus dem Schaffen der Künstler zugänglich zu machen.