Interview mit Hans Conrad Walter: KulturInvest Kongress in diesem Jahr mit großem politischem Rückenwind

Foto: Causales

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Herr Walter, in Corona-Zeiten ein so großes Event zu organisieren, ist sicher eine extreme Herausforderung. Wie ist bislang die Resonanz von Teilnehmer*innen und Referent*innen?

„Beginne mit dem Notwendigen, dann tue das Mögliche und plötzlich wirst Du das Unmögliche tun.“ ist ja kein unbekanntes Zitat von Franz von Assisi und in den letzten Monaten auch ein motivierendes Mantra für das Causales-Kollegium geworden. Die Idee, mit Europas größten Kulturkongress in die Klimastadt Potsdam zu gehen entstand schon weit vor den einschränkenden Maßnahmen der Pandemie. Sie entstand im letzten Jahr, als der Klimawandel und seine Konsequenzen noch omnipräsent auf der gesellschaftlichen Agenda standen. Wir haben uns intensiv mit den daraus resultierenden Herausforderungen für die Kultur sowie die Kreativwirtschaft auseinandergesetzt und wurden gleichzeitig vom Land Brandenburg und der Landeshauptstadt Potsdam eingeladen, den 12. KulturInvest!-Kongresses und die Preisverleihung der 15. Europäischen Kulturmarken-Awards unter dem Leitgedanken „Für ein kulturfreundliches Klima und eine klimafreundliche Kultur“ in der Landeshauptstadt Potsdam durchzuführen. Die Förderzusage über die öffentlichen Gelder aus Brandenburg kam dann glücklicherweise noch vor dem Ausbruch der Pandemie und hat es uns unter den danach folgenden Einschränken ermöglicht, eine innovative Kongressarchitektur mit einem zukunftsorientierten Programm auf die Beine zu stellen, um damit auch inhaltliche Lösungen für einen nachhaltigen Neustart des europäischen Kulturmarktes aufzuzeigen. Und damit konnten wir auch innerhalb der für uns alle nicht einfachen Zeiten über 50 Unternehmen als Unterstützer*innen und 100 Referent*innen gewinnen, die in diesem Jahr mit uns auf die relevanten Themen Nachhaltigkeit, Demokratie und Partizipation setzen. Die Resonanz auf das diesjährige Kongressprogramm unter dem Titel „Der innovative Kulturbetrieb. Klimaneutral. Demokratisch. Partizipativ.“ bei den potenziellen Teilnehmer*innen sowie das Bedürfnis, sich an den Debatten zu beteiligen ist unisono sehr positiv. Allerdings spüren wir, das es noch Unsicherheiten im Zusammenhang möglicher Einschränkungen bei den Teilnehmer*innen gibt, obwohl wir mit viel Platzkapazität, einem Hygienekonzept und digitalen Kommunikationsmöglichkeiten darauf vorbereitet sind. Denjenigen, die bereits gebucht haben, danke ich herzlichst, denn sie haben damit bereits in ihre Zukunft investiert.

Können Sie uns ein paar Highlights der Veranstaltung nennen?

Allein die Wahl des Veranstaltungsortes ist schon eine Reise wert, die Vielfalt der Potsdamer Kulturorte sind so vielfältig wie unser Kongress-Angebot. Das international bekannte Kunst- und Kulturquartier Schiffbauergasse, der legendäre Nikolaisaal sowie das Museum Barberini, in dem der große Vorabendempfang für alle Teilnehmer*innen mit einer Diskussion zu öffentlichen und privaten Kulturinvestitionen mit Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert und dem Kulturmäzen Hasso Plattner stattfindet, werden aufzeigen, das Potsdam nicht nur Sanssouci ist. Darüber hinaus bekommen unsere Veranstaltungen in diesem Jahr erstmalig großartigen politischem Rückenwind. So hat Dr. Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg die Schirmherrschaft für den KulturInvest!-Kongress übernommen und wird ihn auch eröffnen. Gespannt sein können alle Teilnehmer*innen auch auf die Key-Note von Dr. Robert Habeck innerhalb der Opening-Session und die darauf folgende Diskussionsrunde „Klima, Krise und Kultur“ mit ihm, Prof. Dr. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, einem der führenden Klimaforscher Europas und Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin der Dokumenta. Was dann folgt ist ein innovatives, inhaltlich hoch interessantes Kongress-Feuerwerk mit einem zweitägigen Hauptforum zu den Themen „Nachhaltigkeit, Demokratie, Partizipation und Kultur“ im Hans-Otto-Theater und insgesamt 15 parallele Fachforen in den 6 weiteren Kultureinrichtungen des Areals mit internationalen Kulturexpert*innen, die unter anderem aus Manchester, Novisade, Dubrovnik, Tallin, London, Palermo, Wien, Brüssel, Amsterdam und dem deutschsprachigen Raum anreisen. Schaut man sich das Kongressprogramm einmal genauer an, wird man sich schwer entscheiden können, denn jede Diskussionsrunde, jeder Fachvortrag oder Workshop ist ein innovatives Highlight. Besonders hervorheben möchte ich allerdings noch eine sicher spannende Diskussionsrunde zwischen Leoluca Orlando, dem Bürgermeister Palermo, Mitglied des sizilianischen, italienischen und europäischen Parlaments, sowie Hedwig Fijen, Direktorin der Biennale Manifesta und Mike Schubert, dem Oberbürgermeister von Potsdam zum Thema Migration, Partizipation und Solidarität. Und natürlich die ist die Abschlussdiskussion am 27. November im Hans-Otto-Theater mit der Fragestellung „Wie innovationsfreundig ist der europäische Kulturmarkt?“ zu den Herausforderungen Klima, Demokratisierung, Partizipation ein interessantes Conclusio, das relevante Handlungsempfehlungen für die Zukunft verspricht.

Warum war es Ihnen wichtig, ein Kongress zum Thema Nachhaltigkeit zu machen?

Auch wenn der diesjährige KulturInvest!-Kongress sich stark mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt, haben wir zwei weitere relevante Schwerpunkte gesetzt: Demokratie und Partizipation. Denn diese Themen werden in den nächsten Jahren die Agenda bestimmen, um den Kulturmarkt zu transformieren und Kulturanbieter zur Avantgarde gesellschaftlichen Wandels zu machen. Der Kongresstitel: „Der innovative Kulturbetrieb. Klimaneutral. Demokratisch. Partizipativ.“ wird darüber hinaus neue Modelle des Zusammenwirkens von Kultur und Wirtschaft sowie Öffentlicher Hand und Medien hervorheben. Europa wird klimaneutral bis 2050 – ein Ziel, das sich der Green Deal setzt und somit einen bedeutenden Schritt hin zur Transformation Europas in eine klimafreundlichere Zukunft macht. Das Programm der EU-Kommission verspricht den Paradigmenwechsel hin zu konsequenten Entscheidungen für ein Europa des 21. Jahrhunderts, das seine Klima- und Umweltziele klar priorisiert. Die Innovationskraft und Ambitionen der Kunst als wertvolle Ressource im Kampf gegen den Klimawandel scheinen dabei wertvoller denn je. Wo findet der Kulturbetrieb seinen Platz in den klimapolitischen Herausforderungen des Green Deals? Welche Maßnahmen und Investitionen sind nötig für einen nachhaltigen Kulturbetrieb und eine klimafreundliche Kulturwirtschaft?

Aber auch der Gestaltwandel von Demokratisierungsprozessen im 21. Jahrhundert zeichnet sich immer deutlicher, nicht allein in der Diskussion oder Betrachtung von Gender- und Diskriminierungsfragen, sondern auch übergreifenden Partizipationsdiskursen ab. Bei den oft patriarchal und hierarchisch geführten Kulturmanufakturen bedarf es einem Wandel, die zunächst Problematiken aufzeigt und eine Transformation hin zu zeitgemäßen, demokratischen Betriebsmodellen ermöglicht. Das Potential von Diversität und Mitbestimmung, das alle Mitglieder einer Organisation mit einbezieht, wird auch im Kulturbetrieb zunehmend erkannt und ausgeschöpft. Welche bewusstseinsbildenden Maßnahmen sind notwendig, um Gleichstellung und Gleichberechtigung zu gewährleisten? Wie können wir in Zukunft den Blick schärfen für fortschrittliche Demokratisierungsprozesse auf allen Hierarchieebenen von der Manager*in bis zum Praktikant*in?

Und auch die Kulturlandschaft für möglichst breite Teile der Gesellschaft zugänglich und relevant zu machen, ist eine der dringlichsten Aufgaben ebenjener. Um zivilgesellschaftliche Teilhabe an Kunst und Kultur auszuweiten und den Zugang niedrigschwelliger zu gestalten, existieren bereits Wege und Möglichkeiten in der kulturellen Bildungsarbeit, um ein diverses Publikum zu beteiligen und für Inklusion und Integration zu sorgen. In kulturellen Institutionen agieren zunehmend Outreach-Manager*innen und Outreach-Kurator*innen in Community Engagement Programmen, um kulturfernes Publikum effektiver zu erreichen. Wo liegen die komplexen Herausforderungen von Outreach und Audience Development Programmen für die Kultur in Zukunft? Wie kann die Balance zwischen Leadership und Partizipation in der Kultur nachhaltig gelingen?

Bis wann kann man sich noch anmelden?

Die Möglichkeiten sind innerhalb unseres dynamischen Preismodells sind so vielfältig wie das gesamte Kongressprogramm. So bieten wir innerhalb mehrerer Stufen einen Frühbucherrabatt an, den die Teilnehmer nutzen können. Bis zum 15. Juli können Interessierte 200,- Euro auf ein Kongressticket sparen, bis zum 31. August 100,- Euro. Danach gilt dann der volle Preis auf ein Zweitagesticket von 590,- Euro und inkludiert hierbei das gesamte Rahmenprogramm. Dazu gehört natürlich die Opening-Party im Museum Barberini am 25. November, das zweitägige Kongressprogramm mit 100 Sessions und die Preisverleihung der 15. Europäischen Kulturmarken-Awards am 26. November im Nikolaisaal Potsdam vor 750 Gästen aus Kultur, Wirtschaft, Politik und Medien. Ich freue mich sehr, das wir auch für Europas avanciertesten Kulturpreis mit Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt erstmalig eine engagierte Schirmherrin gewinnen  konnten, die die Preisverleihung eröffnen wird. Und die Einladung an Hollywood-Legende Robert de Niro haben wir in der letzten Woche mit dem Oberbürgermeister von Potsdam auf den Weg gebracht, auch um sich in das Goldene Buch der Stadt Potsdam einzutragen. Sie sehen, wer bei uns früh bucht, bekommt zu einem moderaten Preis eines herausragenden Wissenstransfers, wird Teil eines einmaligen Netzwerkes und kann mit prominenten Persönlichkeiten in Kontakt kommen. Im Namen aller Mitwirkenden freue ich mich auf viele internationale Gäste sowie zwei erkenntnis- und ereignisreiche Tage im Herbst, auf denen wir Weichen stellen wollen für einen nachhaltigen, demokratischen und partizipativen Kulturmarkt!