Theatersommer Ludwigsburg vor Neustart

Foto: Theatersommer Ludwigsburg, Grünes Foyer Copyright: Crassie

Der Theatersommer Ludwigsburg muss und will sich nach Ende der Saison 2023 neu erfinden, wie es in einer aktuellen Pressemeldung heißt. Denn dann geht Co-Gründer Peter Kratz nach 33 Jahren in den Ruhestand. Seit dem Start 1990 zusammen mit Christiane Wolff, war Kratz Künstlerischer Leiter, Geschäftsführer, Autor und Dramaturg des Open-air-Theatersommers in Ludwigsburg.

Zusätzlich zur Personalie benötigt der Theatersommer einen um 100.000 Euro aufgestockten Gesamtetat, wie es in der Presseinformation weiter heißt. Diese Erhöhung wäre zu erreichen, wenn der Theatersommer die jährlich eingeworbene Summe an Drittmitteln von bislang ca. € 40.000 bis € 50.000 auf € 100.000 steigert und die Stadt Ludwigsburg ihre Förderung gleichzeitig um € 50.000 anhebt. Als Beleg für dieses existenzsichernde Szenario liegt ein Gutachten der Hochschule Heilbronn unter der Federführung der Kulturmanagement-Dozentin Prof. Dr. Raphaela Henze vor, das der Theatersommer mit Unterstützung der Wüstenrot Stiftung in Auftrag gegeben hatte.

Um die Zukunft des Theatersommers zu sichern, müssen die entsprechenden Weichen deutlich vor der Gemeinderatsentscheidung am 19. Dezember 2023 gestellt werden. Denn die Vorbereitung der Saison 2024 durch ein neues Team kann nicht erst im neuen Jahr beginnen.

Mutige Planung

Dennoch hat die Scala Kultur Theatersommer gGmbH die Positionen der künstlerischen und kaufmännischen Leitung ausgeschrieben und beide Stellen nun besetzt. Und das, ohne zu wissen, ob der Gemeinderat der Zuschusserhöhung tatsächlich zustimmt. Dass die Trägergesellschaft dennoch optimistisch ist, hängt nicht nur mit von allen Beteiligten anerkannten überragenden Bedeutung des Theatersommers für das kulturelle Leben der Stadt zusammen. Es hat sehr konkret mit den beiden Frauen zu tun, die das Rennen um die neuen Positionen gemacht haben. Das künftige Führungsduo verbindet langjährige Theatersommer-Erfahrung mit dem frischen Blick von außen – und stellt so die beste Gewähr für einen programmatischen und organisatorischen Neuanfang dar.

Neues Leitungs-Duo

Mit Christine Hofer (Intendanz) und Susanne Schmidt (Geschäftsführung) wurde ein neues Leitungsduo gefunden. Christine Hofer wuchs in Berlin auf und fand dort Mitte der 90er Jahre den Weg zum Theater. Sie arbeitete in freien Gruppen sowie von 1998 bis 2001 am Staatstheater Braunschweig, bevor sie im Jahr 2001 ein Regiestudium an der Berliner Ernst-Busch-Schule aufnahm, unter anderem bei Peter Zadek, Christian von Treskow, Thomas Ostermeier und Peter Kleinert. Noch während des Studiums erhielt ihre Inszenierung von Euripides’ Iphigenie in Aulis den Kulturpreis der Stadt Bensheim und wurde zum Regiewettbewerb der Körber-Stiftung in Hamburg sowie zu den Ruhr-Festspielen Recklinghausen eingeladen.

Seit 2006 führte Christine Hofer freiberuflich Regie bei mittlerweile über 100 Produktionen in ganz Deutschland. Sie inszenierte unter anderem am Berliner Maxim Gorki Theater und am Deutschen Theater Berlin, am Theater Magdeburg, am Theater Chemnitz, am Rheinischen Landestheater Neuss, am Schleswig-Holsteinischen Landestheater, am Volkstheater Rostock und am Theater Heilbronn. Von 2018 bis 2021 war Christine Hofer Leiterin des Jungen Schauspiels am Landestheater Eisenach. Bis Ende der Spielzeit 2023/2024 ist sie Interimsintendantin des Landestheaters Schwaben in Memmingen.

Für ein umfassendes Konzept für den Theatersommer ist es noch zu früh. Christine Hofer hat jedoch schon angedeutet, wo sie künstlerische neue Akzente setzen möchte – zum Beispiel mit Inszenierungen im Stil des Figuren- und Maskentheaters sowie dem Ausbau des Kinder- und Familientheaters, mit drei statt bislang zwei Produktionen pro Saison.

Die neue Geschäftsführerin, Susanne Schmidt ist seit vielen Jahren für den Theatersommer im Bereich Organisation, Verwaltung und Finanzen tätig und kennt die Abläufe und Strukturen wie ihre Westentasche.

Sie studierte von 2000 bis 2003 Kulturmanagement am Liverpool Institute for Performing Arts (Großbritannien) und machte wenige Jahre später außerdem ihren Master im Management von Kultur- und Non-Profit-Organisationen an der TU Kaiserslautern. Ihr Ludwigsburger Netzwerk ist denkbar dicht geknüpft. Denn sie stand und steht auf der Gehaltsliste vieler wichtiger kultureller Player am Ort – darunter die Ludwigsburger Schlossfestspiele und die Scala Kultur gGmbH – als Verantwortliche für so unterschiedliche Aufgaben wie Pressearbeit und Marketing, Organisation oder Leitung des Kartenbüros.